Dennis Maelzer: „Chancengleichheit von Anfang an – es ist fünf vor zwölf“

Heute hat sich der Ausschuss für Familie, Kinder und Jugend des Landtags NRW in einer Expertenanhörung mit dem Antrag „Chancengleichheit von Anfang an – Fachkräftemangel in der frühkindlichen Bildung sofort entschieden begegnen“ der SPD-Fraktion beschäftigt. Hierzu erklärt Dennis Maelzer, familienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW:

„Es ist fünf vor zwölf. Viele Experten sehen das Kita-System kurz vor dem Kollaps. Es fehlt an Personal, Geld und Planungssicherheit. Schon heute haben die Kitas mit massivem Personalmangel zu kämpfen. Eltern fragen sich morgens, ob die Kinder heute in die Kita können oder sie wieder kurzfristig eine andere Lösung finden müssen. Kinder werden vom Recht auf Bildung ferngehalten und sehen ihre Freunde nicht. Die Situation wird sich für die Kitas weiter verschärfen, wenn 2026 der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule greift. Als SPD-Fraktion haben wir deshalb eine Ausbildungs-Offensive vorgeschlagen. Die Kosten für die praxisintegrierte Ausbildung (PiA) müssen jetzt komplett vom Land finanziert werden. Eine PiA-Kraft kostet die Träger während der Ausbildung etwa 60.000 Euro. Über das Kibiz gibt es aktuell nur eine Förderung von insgesamt 16.000 Euro. Die Anhörung hat ergeben, dass die Träger sofort zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen würden, wenn sie es sich leisten könnten. Darüber hinaus braucht es ebenfalls eine Vergütung in der vollzeitschulischen Ausbildung. Hier geben uns die Sachverständigen Recht.

Die Beschäftigten in den Kitas gehen am Stock. Dies zeigen die hohen Krankenstände, die Gruppenschließungen und Reduzierungen der Betreuungszeit mit sich bringen. Um das Personal zu entlasten braucht es die dauerhafte Finanzierung der Kita-Helfer sowie Verwaltungs- und Hauswirtschaftskräfte. Fachkräfte mit ausländischem Berufsabschluss ersticken im bürokratischen Dschungel und müssen teilweise Monate bis Jahre auf die Anerkennung warten. Das können wir uns in Zeiten des Fachkräftemangel nicht leisten. Die Aussicht auf eine Novellierung des KiBiz erst im Jahr 2026 ist nicht nur zu spät, vielmehr ist der Zug dann wirklich endgültig abgefahren. Schon heute fehlt es an Geld. Die Tarifsteigerungen sind nicht refinanziert. Dadurch müssen die Träger bei der Ausbildung und beim vorhandenen Personal sparen. Das kriegen Kinder und Eltern zu spüren.

Planungssicherheit ist nach wie vor nicht gegeben. Ministerin Josefine Paul hat es versäumt, die Kita-Helfer gesetzlich abzusichern, nicht einmal die Verlängerung des Programms ist in trockenen Tüchern. Das gleiche gilt für die Weiterführung der Sprach-Kitas. Sieben Wochen vor Ende der Bundesförderung gibt es noch immer kein Anschlussprogramm. Ein neues Förderprogramm für den Kita-Ausbau ist lange angekündigt, aber noch immer nicht veröffentlicht. Die neue Personalverordnung, mit der zusätzliche Professionen für die Arbeit in der Kita gewonnen werden sollten, lässt ebenfalls auf sich warten. Doch die Zeit des Wartens ist vorbei, wenn wir die frühkindliche Bildung auf stabile Füße stellen wollen, brauchen wir jetzt ein zupackendes Handeln der Ministerin.“

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