Dennis Maelzer: „Verschickungskinder bei der Aufarbeitung ihrer Schicksale unterstützen – gemeinsames Signal der Anerkennung senden“
In der morgigen Sitzung des Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend wird der Antrag der SPD-Fraktion zum Thema „Trauma ‚Verschickungskind‘. Verschickt um gesund zu werden – Demütigung und Gewalt gegen Kinder in Kinderheilanstalten“ debattiert. Hierzu erklärt Dennis Maelzer, familienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag NRW:
„Wir müssen uns der Verantwortung stellen und den Betroffenen der Kinderverschickung bei der Aufarbeitung ihrer Schicksale helfen. Nordrhein-Westfalen ist es ihnen schuldig, dieses schwarze Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte aufzuklären und nicht einfach an den Bund abzutreten. Deshalb freuen wir uns sehr, dass die Beteiligten in der Anhörung zu unserem Antrag ihre Mithilfe angeboten haben.
Es geht vor allem darum, endlich das Leid der Verschickungskinder anzuerkennen. Dafür muss das staatliche Versagen aufgearbeitet und wissenschaftliche Forschung in diesem Bereich unterstützt werden. Bei einem runden Tisch wollen wir die früheren Verschickungskinder, Träger und Verbände zusammenführen. Hier muss deutlich werden, dass die Betroffenen nicht nur eine Akte sind, sondern als eigenständige Persönlichkeiten ernstgenommen werden. So erhalten sie endlich tatsächliches Mitsprache- und Mitgestaltungsrechte bei der Entscheidung über die notwendigen Hilfen. Außerdem muss der Zugang zu Archiven auch für die Bürgerforschung sichergestellt werden, damit jede und jeder Einblick in seine bzw. ihre Unterlagen nehmen kann.
Die Betroffenenorganisationen der ehemaligen Verschickungskinder haben deutlich gemacht, dass sie hinter den Forderungen unseres Antrags stehen. Auch hier möchten wir dafür werben, einen parteiübergreifenden Konsens zu finden. Die Anerkennung von Leid und die Aufarbeitung müssen für uns alle an erster Stelle stehen. Deshalb hoffen wir, dass wir mit einer breiten Mehrheit der demokratischen Fraktionen des Landtags NRW den Betroffenen ein gemeinsames Signal der Anerkennung senden können. Dazu gehört auch, dass die Arbeit der Betroffenenorganisationen dauerhaft unterstützt wird.
In vielen Gesprächen mit Mitgliedern der Interessensvertretung ist eines immer sehr deutlich geworden: Neben der Anerkennung ist es genauso wichtig, die Sicht auf Kinder in unserer Gesellschaft nachhaltig zu verändern und sie dadurch zu stärken.“