Diskussion zur Ganztagsbetreuung: Ungleiche Startchancen in NRW gefährden Rechtsanspruch

Ab dem ersten August nächstes Jahr haben alle Schülerinnen und Schüler in NRW Anspruch auf einen Platz in der offenen Ganztagsschule (OGS). Weil sich diese aber finanziell und qualitativ regional stark unterscheiden, hat Dr. Dennis Maelzer, familienpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion die SPD-Landtagsabgeordnete Andrea Busche und Rainer Kleßmann, Geschäftsführer der AWO Lippe, zu einer Veranstaltung eingeladen, um über die Herausforderungen des ab 2026 geltenden Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule zu sprechen.

„Die Voraussetzungen, die den Kindern in NRW geboten werden, könnten unterschiedlicher nicht sein“, betont Maelzer. „Während in Lippe die kommunalen Zuschüsse pro Gruppe von 5.900 Euro bis zu 70.000 Euro reichen, bleibt die Landesförderung weit hinter dem Bedarf zurück. Wir brauchen endlich ein Ganztags-Gesetz, das klare Qualitätsstandards festlegt. Dazu zählt auch, die Tarifsteigerungen auszugleichen, damit die Beschäftigten fair entlohnt werden.“

Im April 2023 wurden die Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst ausgehandelt. Seither bangen viele Träger von offenen Ganztagsschulen um ihre Finanzen und üben scharfe Kritik an der Landesregierung. Denn die Mehrkosten müssen sie selbst tragen. Die Diskussion verdeutlichte: Die Zeit bis 2026 ist knapp, und ohne entsprechende Maßnahmen droht der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in vielen Teilen des Landes zu scheitern.

Andrea Busche hob die Bedeutung einer flächendeckenden Versorgung hervor: „Wir müssen sicherstellen, dass bis 2026 in allen Regionen genügend Ganztagsplätze vorhanden sind. Es darf nicht sein, dass Kinder in einigen Kommunen bessere Chancen haben als in anderen. Die Landesregierung muss hier dringend nachbessern, um den Rechtsanspruch für alle Kinder gerecht umzusetzen.“

Auch die AWO Lippe muss sich diesen Bedingungen stellen. „Das größte Pfund sind unsere Kolleginnen und Kollegen; sie leisten jeden Tag großartige Arbeit“, sagt Kleßmann. „Wenn die Landesregierung nicht mehr Sachverstand in dieses Vorhaben gibt, dann müssen die Träger und Arbeitgeber das Heft des pragmatischen Handelns selbst in die Hand nehmen und machbare Lösungen schaffen.“

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