Erinnern für die Gegenwart – Weiterentwicklung der Gedenkstätte Stalag 326

Im Landtag NRW haben wir den gemeinsamen Antrag „Erinnern für die Gegenwart – Gedenkstätte Stalag 326 zu einer Gedenkstätte von nationaler Bedeutung weiterentwickeln“ der Fraktionen von CDU, SPD, GRÜNEN und FDP beschlossen.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden über drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Die Abkürzung „Stalag“ mag einigen heute nicht mehr geläufig sein, andere lässt sie immer noch erschaudern. Sie steht für den Begriff „Stammlager“, der den Verbrechen, die die Nationalsozialisten dort begangen haben, allerdings keineswegs gerecht wird. In den Kriegsgefangenenlagern wurden Angehörige der 15 damaligen Sowjetrepubliken systematisch ausgebeutet, ermordet oder dem Hungertod ausgeliefert. So auch im Musterungslager „Stalag“ 326 in Schloß Holte-Stukenbrock: In einer menschenunwürdigen Prozedur wurden die Gefangenen registriert, entlaust, gemustert, nach ihrer jeweiligen Arbeitskraft selektiert und zu Arbeitskommandos verschickt. In erniedrigender, entmenschlichender und entrechtender Weise mussten sie unter anderem die Gräber ihrer Mitgefangenen ausheben, in denen jene ohne jeglichen Respekt verscharrt wurden.

Die Aufarbeitung zeigt, dass sich die Dimension dieses Verbrechens bis heute nicht angemessen in der deutschen Erinnerungskultur widerspiegelt. Bundespräsident a.D. Joachim Gauck zufolge, „stelle sich auch 70 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs immer noch die Aufgabe, das Schicksal der 5,3 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Erinnerungsschatten herauszuholen“, so seine Aussage beim Besuch des zum Stalag 326 gehörenden Ehrenfriedhofs 2015.

Ehrenamtlich Engagierte machen sich seit vielen Jahren um die Erinnerung an die Opfer verdient, ihnen gilt unser aller Dank für diese wichtige Aufgabe. Die Gedenkstätte wird nun als Erinnerungsort und Ort der historisch-politischen Bildung neu konzipiert und soll zukünftig dazu beitragen, die Lücke in besagter Erinnerungskultur zu schließen und die Aufbereitung des Verbrechens der Nationalsozialisten weiter voranzutreiben.

Mit dem Antrag beauftragen wir die Landesregierung konkret, die Planung zur Trennung der Gedenkstätte vom Gelände des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW zu veranlassen und parallel zur Planung die Gründung einer Stiftung als Rechtsträger der Gedenkstätte vorzubereiten und umzusetzen. Die vom Bund (25 Mio. Euro), dem Land Nordrhein-Westfalen (25 Mio. Euro) und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (10 Mio. Euro) zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel sind Investitionen in die Erinnerungskultur in Nordrhein-Westfalen und weit darüber hinaus. Sie leisten einen wichtigen Beitrag dazu, dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte aufzuarbeiten.

Den Antrag „Erinnern für die Gegenwart – Gedenkstätte „Stalag“ 326 zu einer Gedenkstätte von nationaler Bedeutung weiterentwickeln“ findet ihr hier: https://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD18-3293.pdf

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