Immer mehr Jugendliche geraten in rechte Szenen
In Nordrhein-Westfalen schließen sich immer mehr Jugendliche rechtsextremen Gruppen an. Besonders erschreckend: Die Zahl der jungen Tatverdächtigen zwischen 14 und 17 Jahren hat sich innerhalb eines Jahres fast verdreifacht, von 106 auf 299 Fälle. Auch in Lippe spürt man die Auswirkungen. Der lippische SPD-Landtagsabgeordnete Dennis Maelzer warnt vor einer gefährlichen Entwicklung.
„Rechtsextreme Hetze kommt längst nicht mehr nur von Erwachsenen“, sagt Maelzer. „Viele Jugendliche rutschen in diese Szenen ab, vor allem im Internet. In Chatgruppen, Kommentarspalten oder sozialen Netzwerken werden sie mit Hassbotschaften und menschenfeindlichen Ideologien konfrontiert. Das geschieht oft rund um die Uhr. Und wenn der Einstieg erst einmal geschafft ist, bleibt es häufig nicht bei Worten. Wir sehen mehr Gewalt, mehr Einschüchterung und mehr Verachtung gegenüber Andersdenkenden.“
Eine Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage von Maelzer und zwei Kolleginnen zeigt das ganze Ausmaß: 48 Fälle von Volksverhetzung unter Jugendlichen im ersten Halbjahr 2024. Im Vorjahr waren es nur neun. Auch Gewalttaten nehmen zu. 2023 zählten die Behörden noch keine einzige, 2024 wurden bereits 13 Jugendliche gemeldet, die unter anderem Körperverletzungen oder Landfriedensbruch begangen haben. Fast die Hälfte aller Taten geschieht inzwischen online.
Die Landesregierung setzt auf bestehende Programme und spricht von einer „gesamtgesellschaftlichen Aufgabe“. Doch konkrete Vorschläge, wie man Jugendliche besser schützt, fehlen bisher. Dabei zeigen andere Bundesländer wie Brandenburg oder Rheinland-Pfalz, dass frühe Aufklärung in Schulen, Gespräche mit Aussteigern und digitale Medienbildung Erfolge bringen können.
„Wir dürfen den Rechten nicht die nächste Generation überlassen“, fordert Maelzer. „Das Land muss endlich gezielt handeln, mit mehr Geld für Jugendzentren, Präventionsprojekte, Schulsozialarbeit und digitale Aufklärung. Seit Jahren fördert das Land die Schulsozialarbeit nur befristet und passt die Mittel nicht den gestiegenen Tarifkosten an. Lehrerinnen und Lehrer brauchen aber Unterstützung und dürfen mit den Problemen nicht allein gelassen werden.“