Kaum Schulplätze: Kitahelfer gucken bei Qualifizierungsangebot in die Röhre

Kreis Lippe. 5000 Alltagshelferinnen und -helfer haben in den vergangenen Monaten den Erzieherinnen und Erziehern in den Kitas unter die Arme gegriffen und sie etwa in der Küche, beim Reinigen oder beim Ankleiden unterstützt. Doch damit ist nun Schluss, nachdem die Landesregierung Ende Juli den Geldhahn für das gut und gerne genutzte Programm zugedreht hatte. „Der Großteil der für das System wichtigen Alltagshelfer ist damit verloren gegangen“, ärgert sich der SPD-Landtagsabgeordnete Dennis Maelzer.

Daran ändere auch ein jüngst aufgelegtes Programm zur Personalgewinnung in den Kitas nichts. Im Juni war die Landesregierung nämlich kurzfristig auf die Idee gekommen, den vielen Alltagshelfern eine Weiterqualifizierung zum/zur staatlich geprüften Kinderpfleger/in anzubieten, die in praxisintegrierter Form stattfinden solle – also zum Teil an einem Berufskolleg und zum Teil in einer Kita.  „Die Ankündigung der Landesregierung war leider viel zu knapp, damit sich die Berufskollegs in NRW darauf einstellen und entsprechende Fachschulklassen zum Schuljahr 2021/22 einrichten konnten“, sagt Maelzer. Das geht aus einer Kleinen Anfrage hervor, die er als familienpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Landtag gestellt hatte und für deren Beantwortung sich das Land mit 8 Wochen ungewöhnlich lange Zeit gelassen hat. „Das die Antwort der Regierung unangenehm ist, wundert mich gar nicht, denn die viel beschworene Personaloffensive erweise sich eher als Tropfen auf den heißen Stein“, so Maelzer.

Demnach stehen gerade einmal 450 Plätze für die vergütete praxisintegrierte Ausbildung zum/zur Kinderpfleger/in zur Verfügung – also für nur neun Prozent der Alltagshelferinnen und Alltagshelfer. „In Lippe gibt es keine einzige Schule, die diese Ausbildung anbietet“, erklärt Maelzer. „Für viele Alltagshelfer war es also gar keine Option, so eine Qualifizierung anzutreten.“ Klassen gibt es insgesamt nur an 16 Schulen landesweit und das meist einzügig. Zum Vergleich: In Nordrhein-Westfalen bieten demgegenüber 85 Berufsschulen die unbezahlte Kinderpflege-Ausbildung an. Die Erzieherausbildung wird sogar an etwa 120 Schulen angeboten.

Die Landesregierung wolle zwar auch im kommenden Schuljahr die Qualifizierung zum/zur Kinderpfleger/in anbieten. Geklärt ist die Finanzierung, die derzeit über EU-Gelder läuft, aber noch nicht. In der Kleinen Anfrage teilt die Landesregierung lediglich mit, dass sie sich um die entsprechenden Förderung bemühen wolle.

Maelzer und die SPD hatten von vorn herein dafür plädiert, das Alltagshelferprogramm weiter zu finanzieren und nicht auslaufen zu lassen. „Aus vielen Gesprächen weiß ich, wie wichtig deren Arbeit war und ist. Deshalb hätte es nicht beendet werden dürfen“, sagt Maelzer. Mitten in einer vierten Pandemie-Welle, die sich gerade verstärkt in den Bildungseinrichtungen abspiele, sei es unverantwortlich, gerade die Kräfte abzuziehen, die besonders für die Unterstützung bei Hygienemaßnahmen eingesetzt worden seien.

Zurück