Land kennt Zahl der Corona-Tests nicht

Maelzer: So bleibt Kita-Normalbetrieb Wunschdenken

Seit Herbst vergangenen Jahren hat das Land Nordrhein-Westfalen keinen Überblick mehr, in welchem Umfang Erzieherinnen und Erzieher von der Möglichkeit für eine präventive Corona-Testung Gebrauch machen. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage des familienpolitischen Sprechers der SPD-Landtagsfraktion, Dennis Maelzer, hervor. Bis dahin wurden lediglich 17,5 Prozent der möglichen Tests in Anspruch genommen. Das liegt nicht an den Erzieherinnen und Erziehern, ist sich der SPD-Politiker aus Detmold sicher.

Die britische Mutation ist laut Angaben des RKI auch in den Kitas auf dem Vormarsch – auch in der Region Ostwestfalen-Lippe. In mehreren Einrichtungen wurden Corona-Ausbrüche verzeichnet. Gerade in diesen Zeiten könnten vorsorgliche Tests mehr Sicherheit in Kitas bedeuten. Im vergangenen Jahr hatte das Land noch die Zahl der freiwilligen Tests von Kita-Beschäftigten und Lehrerinnen und Lehrern ausgewertet. Bis zu den Herbstferien erfolgte dies getrennt, anschließend gemeinsam, so dass keine berufsgruppenbezogenen Auswertungen mehr möglich waren. Seit Januar weist das zuständige Gesundheitsministerium keinerlei Zahlen mehr aus: „Was ist das für eine Teststrategie, bei der sich das Land überhaupt nicht dafür interessiert, ob Tests in Anspruch genommen werden?“, fragt Dennis Maelzer.

Aus Sicht von Maelzer liegt es nicht an mangelndem Interesse der Beschäftigten: „Wenn Tests in den Arztpraxen zu Zeiten durchgeführt werden, wenn die Erzieherinnen und Erzieher Kinder betreuen, ist die Nutzung kaum möglich. In manchen Orten findet sich zudem kein einziger Mediziner, der überhaupt ein Angebot macht“, berichte der SPD-Politiker aus Gesprächen mit Betroffenen.

Unter diesen Bedingungen nutze die Ausweitung auf zwei Testmöglichkeiten pro Woche herzlich wenig. „Wer heute schon den einen Test nicht in Anspruch nehmen kann, hat nichts davon, wenn die Testmöglichkeiten auf dem Papier ausgeweitet werden.“ Aus Sicht von Maelzer braucht es aufsuchende Angebote in den Einrichtungen. Dafür stände in NRW ein umfangreiches Freiwilligenregister zur Verfügung: „Es ist doch niemandem zu erklären, warum Freiwillige Tests in Senioreneinrichtungen durchführen, es aber keinerlei entsprechende Überlegungen für Kitas und Schulen gibt“, erklärt der SPD-Mann.

Nachdem die Inzidenz bei den Kindern zwischen 0 und 4 Jahren Mitte Februar bei rund 35 lag, ist sie laut RKI-Zahlenauf mehr als 60 gestiegen. (Stand: 9.3.) Unter diesen Bedingungen sei die Ankündigung von Familienminister Joachim Stamp (FDP) nach den Osterferien könnten die Kitas weitestgehend zu einem Normalbetrieb zurückkehren, „reines Wunschdenken“. Das Personal müsste möglichst täglich ein Selbsttest erhalten. Außerdem müsse das Land seine Verweigerungshaltung aufgeben, auch Testangebote für Kita-Kinder zu machen. Die SPD werde einen entsprechenden Antrag in der nächsten Landtagssitzung stellen.

Hintergrund:

Die 153.000 Beschäftigten in den Kitas hatten vor den Herbstferien 2020 die Möglichkeit, sich vier Mal testen zu lassen. Von den möglichen 612.000 Tests wurden laut dem MAGS 107.226 in Anspruch genommen. Das entspricht einer Quote von etwa 17,5 Prozent. Im gleichen Zeitraum nutzten Lehrerinnen und Lehrer 216.590 Mal die Möglichkeit. Nach den Herbstferien wurden die Testmöglichkeiten seitens des Landes zurückgefahren. Es wurden bis Jahresende noch 195.109 präventive Tests für Kita-Beschäftigte und Lehrkräfte durchgeführt. Eine Ausweisung nach Berufsgruppen erfolgte nicht mehr. Gleichzeitig stieg der Anteil der positiven Tests in diesem Zeitraum um mehr als das Siebenfache. Waren zunächst 0,2 Prozent der Tests positiv, so stieg der Anteil nach den Herbstferien auf 1,5 Prozent an.

Im Freiwilligenregister des Landes NRW haben sich etwa 21.000 Personen registriert, davon werden derzeit jedoch lediglich gut 1.000 (beispielsweise für Testungen in Seniorenheimen) eingesetzt.

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