Maelzer fordert Bund zur Unterstützung der „Verschickungskinder“ auf

Der SPD-Landtagsabgeordnete aus Detmold kritisiert die bislang ablehnende Haltung von Ministerin Lisa Paus

Der SPD-Landtagsabgeordnete Dennis Maelzer sitzt an seinem Schreibtisch im Düsseldorfer Landtag und unterschreibt den Brief an Bundesfamilienministerin Lisa Paus. Foto: Patrick Bockwinkel

 

Kreis Lippe. Ein „Runder Tisch“ mit allen Beteiligten, wissenschaftliche Forschungsprojekte und die Finanzierung eines Büros für Betroffenenverbände: Viel hat sich getan, seitdem der SPD-Landtagsabgeordnete Dennis Maelzer das Leid der „Verschickungskinder“ im Jahr 2020 erstmals zum Thema in Düsseldorf gemacht hatte. Nun hat er einen weiteren Schritt unternommen, um die Aufarbeitung eines der dunkelsten Kapitel der bundesdeutschen Geschichte voranzutreiben.

In einem Brief hat sich Maelzer an Bundesfamilienministerin Lisa Paus gewandt und den Bund um Unterstützung für die „Verschickungskinder“ gebeten. Darum hatten sich auch die Betroffenenverbände bereits mehrfach bemüht – sich beim Familienministerium jedoch jedes Mal eine Abfuhr eingehandelt.

Zwischen 1950 und bis in die 1990er Jahre hinein waren hunderttausende Mädchen und Jungen in sogenannte Kindererholungsheime verschickt worden. Dort erlebten sie aber nicht immer eine behütete und freundliche Atmosphäre. Im Gegenteil. Wochenlang waren die Kinder von ihren Eltern getrennt und durften keinen Kontakt aufnehmen, viele wurden gedemütigt, drangsaliert und erniedrigt. Diese schlimmen Erfahrungen belasten die Betroffenen bis heute.

„Jahrzehntelang sind die ‚Verschickungskinder‘ mit ihrem Wunsch nach Aufarbeitung leider ignoriert worden. Dass das Land NRW durch eine parteiübergreifende Initiative aller demokratischer Fraktionen nun entsprechende Unterstützungen auf den Weg gebracht hat, ist ein erster großer Erfolg. Diesen Weg sollte auch das zuständige Bundesfamilienministerium gehen“, erklärt Maelzer. Denn: Die Zurückweisung des Bundes und das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, bedeute für die Betroffenen nur wieder zusätzliches Leid.

„Deshalb haben SPD-Abgeordnete aus NRW auch vorgeschlagen, eine gemeinsame Bund-Länder Arbeitsgruppe einzurichten. Das Land NRW steht dieser Idee positiv gegenüber“, sagt Maelzer. Bisher scheitere es aber auch an einer ablehnenden Haltung des Bundesfamilienministeriums. Da bei der Kinderverschickung jahrzehntelang zahlreiche Bundesbehörden beteiligt waren, gebe es genügen Gründe, weshalb auch der Bund die Aufarbeitung unterstützen sollte.

„Den ehemaligen Verschickungskindern geht es nämlich nicht um eine finanzielle Entschädigung, sondern um eine Anerkennung ihres Leids, Hilfe bei Forschung und Dokumentation sowie um eine professionelle Beratung für Betroffene“, erklärt Maelzer.

In seinem Schreiben bittet er Bundesfamilienministerin Paus darum, die ablehnende Haltung ihres Hauses zu überdenken und auf die „Verschickungskinder“ zuzugehen. „Bund und Länder haben hier eine gemeinsame Verantwortung“, sagt Maelzer.

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