Maelzer fordert Tests in Kitas und eine Studie zum Corona-Übertragungsrisiko durch Kinder
Sind Kinder wichtige Überträger des Corona-Virus? Von der Antwort auf diese Frage hängt viel ab, auch wie schnell Kitas wieder öffnen können. SPD-Familienpolitiker Dr. Dennis Maelzer hält das Vorpreschen der NRW-Landesregierung für gefährlich – Viele Eltern könnten am Ende enttäuscht werden.
Kreis Lippe. Die meisten Familien sehnen einen geregelten Alltag mit geöffneten Schulen und Kindergärten herbei. Zum einen leiden Kinder unter der Trennung von ihren Freunden. Gleichzeitig wollen Eltern sich, ihre Kinder und andere Mitmenschen keiner Gefahr durch das Corona-Virus aussetzen. Nun stellt NRW-Familienminister Joachim Stamp eine baldige, schrittweise Kitaöffnung in Aussicht und beruft sich darauf, dass Kinder viel weniger infektiös seien als Erwachsene. Auf welche wissenschaftlichen Untersuchungen er sich dabei bezieht, bleibt jedoch schleierhaft. „Damit werden bei vielen Familien Erwartungen geweckt, die so wahrscheinlich gar nicht erfüllt werden können“, warnt der SPD-Landtagsabgeordnete und familienpolitische Sprecher seiner Fraktion, Dr. Dennis Maelzer.
Deshalb haben die Sozialdemokraten eine Kleine Anfrage gestellt. Darin fordern sie die Landesregierung dazu auf, ihre Quellen offen zu legen, auf die sie ihre Annahmen stützen. „Als junger Familienvater weiß ich, was die seit Wochen anhaltende Kontaktsperre für Eltern und Kinder bedeutet. Daher ist der Wunsch vieler nach einer schnellen Öffnung der Kitas vollkommen nachvollziehbar“, sagt der Detmolder Familienpolitiker. Gleichzeitig kritisiert er politische Schnellschüsse. „Die Rolle von Kindern als Krankheitsüberträger in der COVID-19-Pandemie ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) noch nicht gut untersucht. Es würden zahlreiche Faktoren dafür sprechen, dass Kinder – wie bei anderen Erkrankungen auch – relevant zu einer Verbreitung von COVID-19 beitrügen“, sagt Maelzer.
Deshalb hat Baden-Württemberg erst jüngst eine Studie in Auftrag gegeben, um genau diese Frage zu klären. „Das ist der richtige Weg, denn das Prinzip Hoffnung ist an dieser Stelle kein guter Ratgeber.“ Die Sozialdemokraten fragen sich, was Familienminister Stamp zu seiner Hoffnung verleitet. „Über welche wissenschaftlichen Expertisen zum Übertragungsrisiko durch Kinder verfügt die Landesregierung? Wie hoch ist das Risiko, dass Erwachsene das Virus an Kinder weitergeben? All diese Fragen wirken sich auf die Möglichkeiten und Vorsichtsmaßnahmen bei einer schrittweisen Öffnung aus, sind aber bislang völlig ungeklärt. Deshalb brauchen wir hier dringend wissenschaftliche Grundlagen“, fordert Maelzer. Durch sein Vorpreschen treibe Stamp ein gefährliches Spiel mit den Hoffnungen vieler Familien, die am Ende schwer enttäuscht werden könnten.
Um das zu verhindern, fordert Maelzer eine gemeinsame Meta-Studie in Kooperation mit dem Bund oder den Ländern, um eine gemeinsame wissenschaftliche Grundlage herzustellen. Auch die bisherigen Öffnungsschritte sollten wissenschaftlich begleitet werden. „Wir brauchen regelmäßige und systematische Tests an Schulen und in Kita-Notgruppen. Das RKI hat seinerseits eine Begleitforschung gefordert“, sagt Maelzer. Hier wären erweiterte Testkapazitäten gut angelegt. Ein gemeinsames Vorgehen in dieser Sache sei wichtig. „Was wir jedenfalls nicht brauchen ist, dass sich jedes Bundesland nun die Studie aussucht, die am besten zur eigenen Linie einer schnellen oder einer vorsichtigen Öffnung von Bildungseinrichtungen passt“, ist sich Maelzer sicher.