Massiver Unterrichtsausfall an Schulen im Kreis Lippe

Kreis Lippe. Die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag NRW zeigt, wie massiv der Unterrichtsausfall an vielen Schulen im Kreis Lippe bereits vor der Corona-Pandemie war. Im Schuljahr 2018/2019 sind beispielsweise an lippischen Gesamtschulen bis zu 5,9 Prozent der Unterrichtsstunden ersatzlos ausgefallen. Die Abgeordneten Dr. Dennis Maelzer und Ellen Stock fordern daher, die Schulen dringend personell besser auszustatten.

Viele Schulen im Kreis Lippe leiden unter massivem Unterrichtsausfall – und das nicht erst seit Beginn der Corona-Pandemie. So zeigt es die Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag NRW. Das Schulministerium hat auf Anfrage der Sozialdemokraten eine Aufstellung zum Ausfall von Stunden herausgegeben, die auf einer flächendeckenden Erhebung in allen Schulformen basiert. Da die Erhebung der Daten mit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 eingestellt wurde, liegen dem Ministerium derzeit nur aussagekräftige Daten für das Schuljahr 2018/2019 vor.

An einer Grundschule in Detmold sind im Schuljahr 2018/19 demnach beispielsweise 5,8 Prozent  der Stunden ersatzlos ausgefallen, an einer Grundschule in Bad Salzuflen im gleichen Schuljahr sogar 6,2 Prozent der Stunden. An einer Realschule der Stadt Lage waren es 4,2 Prozent, an einer Realschule in Detmold entfielen 5,3 Prozent der Schulstunden. An einem  Gymnasium in Bad Salzuflen lag die Unterrichtsausfallquote bei 4,3 Prozent. Insgesamt sind in NRW im Schuljahr 2018/2019 etwa 3,3 Millionen Unterrichtsstunden ausgefallen.

„Die Zahlen zeigen: Die Schwarz-Gelbe Landesregierung ist mit dem Versprechen einer Unterrichtsgarantie kläglich gescheitert“, stellen die Abgeordneten Dennis Maelzer und Ellen Stock fest. „Wir wissen, dass die Schulleitungen und Lehrkräfte mit allen verfügbaren Mitteln versuchen, Unterrichtsausfall zu verhindern. Wenn aber schlicht zu wenig Personal vorhanden ist, dann kommen die Schulen an ihre Grenzen. Es reicht eben nicht, den Unterrichtsausfall mit einem aufwendigen Verfahren, für das sogar zusätzliches Personal in den Schulen gebunden wird, nur zu messen. Man muss auch was dagegen tun.“

Besonders auffällig sei in der Erhebung die ungleiche Belastung der Schulformen, sagt Dennis Maelzer. Haupt-, Real- und Gesamtschulen hätten häufig einen weitaus höheren Ausfall an Schulstunden zu beklagen als die Gymnasien. Auch hier in der Region zeigen sich solche Diskrepanzen. Auch Schulen in benachteiligten Vierteln seien häufiger von Unterrichtsausfall betroffen. „Wenn unsere Schulen bereits vor der Pandemie, also im Normalbetrieb, teilweise so hohe Ausfallquoten haben, dann kann man erahnen, wie diese angesichts von krankheits- und quarantänebedingten Ausfallzeiten der Lehrkräfte für die Schuljahre 2019/2020 und 2020/2021 ausfallen werden“, so Ellen Stock und Dennis Maelzer.

Für Ellen Stock ist die Erhebung daher ein eindeutiges Indiz dafür, dass NRW umgehend einen echten schulscharfen Sozialindex benötigt. „Dieser zeigt anhand eindeutiger Indikatoren, wo Geld, Lehrkräfte und multiprofessionelle Teams am dringendsten gebraucht werden“, sagt Ellen Stock: „Denn Kinder mit größeren Bildungsnachteilen brauchen mehr individuelle Förderung.“

Darüber hinaus macht sich die SPD-Fraktion für die Einführung der Entgeltstufe A13 als gleiches Einstiegsgehalt für Lehrkräfte aller Schulformen stark. „Eine Grundschullehrerin verdient aktuell zum Berufseinstieg etwa 640 Euro weniger pro Monat als ihre Kollegin am Gymnasium. Das ist ungerecht und macht andere Schulformen im Vergleich zu Gymnasien unattraktiv“, sagen die lippischen Abgeordneten Dennis Maelzer und Ellen Stock. Die Regierungsfraktionen in Düsseldorf lehnen den Vorstoß für eine Anpassung der Gehälter bislang allerdings ab.

„Wir werben für einen echten Neustart in der Bildungspolitik von Nordrhein-Westfalen“, so Ellen Stock und Dennis Maelzer. „Wir müssen das System neu aufstellen. Davon profitieren die Schülerinnen und Schüler auch hier vor Ort.“ Dazu gehört neben einer massiven Personaloffensive auch eine Überprüfung der Bildungsinhalte durch eine Expertenkommission sowie ein New Deal für eine zukunftssichere Finanzierung des Bildungssystems.

„Wir brauchen neue Verabredungen darüber, welchen Beitrag die verschiedenen Ebenen - und auch der Bund - dauerhaft für die Bildung in unserem Land leisten sollen“, fordern die beiden Landtagsabgeordneten aus Lippe. „Es geht darum, alle Kraft darauf zu konzentrieren, dass jedes Kind einen Schulabschluss erhält, mit dem es anschließend eine qualifizierte Berufsausbildung machen kann.“

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