Mit einem Eis durch das Britenviertel
Detmold. In Nordrhein-Westfalen leben rund 10,5 Millionen Menschen zur Miete. Doch immer mehr Menschen sind auf der Suche nach einem bezahlbaren Zuhause, denn seit dem Jahr 2000 hat sich der Bestand an mietpreisgebundenen Wohnungen in NRW nahezu halbiert. Wie neuer Wohnraum geschaffen werden kann, zeigt die Stadt Detmold mit der Entwicklung der ehemaligen Britensiedlung. Bei einem Eis informierten sich Landtagsmitglied Dr. Dennis Maelzer (SPD) und knapp 50 Interessierte vor Ort.
„Wir brauchen in NRW 100.000 neue Wohnungen pro Jahr, um den bestehenden Bedarf zu decken“, berichtete Dennis Maelzer zur Begrüßung. Sonst verschärfe sich nicht nur die Wohnungsnot, sondern auch die soziale Ungleichheit. An der Anna-Straße hatten Ortsbürgermeister Erhard Friesenhan und die SPD-Ratsmitglieder Corinna-Peter Werner sowie Stefan Arens eine Stellwand mit Plänen drapiert und Maelzer einen Eiswagen kommen lassen. Nach einem kurzen Überblick luden die SPD-Politiker zu einem Rundgang ein.
Erste Station war das ehemalige Medical-Center an der Siegfriedstraße: „Hier wird es seitens der Stadt Detmold künftig einen festen Ort für Detmolder Kunstvereine geben. Das Haus soll zunächst für Ausstellungen, nach vollständiger Renovierung dann auch als Atelier genutzt werden“, erläuterte Friesenhan.
Auf der anderen Straßenseite ist der Neubau einer Kindertagesstätte mit darüberliegenden 19 Sozialwohnungen bereits beschlossene Sache. Ehrgeiziges Ziel ist die Inbetriebnahme im kommenden Jahr. Für die Sozialausschussvorsitzende Peter-Werner ist es wichtig, dass sich ein gemischtes Quartier entwickelt und der Zusammenhalt gefördert wird: „Darum ist ein Nachbarschaftszentrum für Kommunikation und Information geplant. Dort soll auch ein Quartiersmanagement eingerichtet werden“, erklärte die SPD-Ratsfrau.
Komplettiert werden die Maßnahmen beiderseits der Siegfriedstraße durch einen Kreisverkehr im Einmündungsbereich von Sylbeckestraße und Eckener Straße sowie den Bau eines Mobilitätspunkts auf dem ehemaligen Naafi-Gelände, wussten Friesenhan und Arens zu berichten. Hier soll man künftig vom PKW oder Fahrrad auf den Bus umsteigen können. Ergänzt werde das Angebot durch eine Fahrradwerkstatt und Lademöglichkeiten für Elektro-Autos.
Die Zuhörer zeigten sich von den Planungen durchaus angetan, bemängelten jedoch die lange Zeit, die die Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) eingenommen haben. Gleichwohl überwog der positive Eindruck.
„Detmold zeigt auf, wie eine Kommune aktive Wohnungspolitik betreiben kann. Wir wollen den Städten und Gemeinden aber noch mehr Möglichkeiten geben“, erläuterte Maelzer eine Initiative der SPD-Landtagsfraktion zur Wohnungspolitik. Um Bodenspekulationen zu verhindern, sollen Kommunen auf Vorschlag der SPD eine Grundsteuer C erheben dürfen. Der Baulandpreis habe sich in den vergangenen 20 Jahren fast verdoppelt und sei so zum Hauptpreistreiber geworden. „Bodenpolitik muss wieder gemeinwohlorientiert sein“ bekräftigte hingegen Maelzer. „Dazu müssen Kommunen aktive Akteure sein können. Dafür brauchen wir dringend einen Politikwechsel“, so der SPD-Politiker.