Nur 13 von 53 Gesundheitsämtern in NRW nutzen „Sormas“-Software

Die SPD-Landtagsabgeordneten Ellen Stock, Jürgen Berghahn und Dennis Maelzer kritisieren die vorschnelle Einführung des Programms / Gewünschte Schnittstellen sollen geschaffen werden

Es läuft schleppend: Fast alle Gesundheitsämter in NRW haben inzwischen wie vom Land gewünscht die „Sormas“-Software installiert, die den Behörden die Bearbeitung von Corona-Fällen erleichtern und vor allem eine umfassende Vernetzung der einzelnen Ämter untereinander ermöglichen soll. Doch in nur 13 von 53 Kreisen und kreisfreien Städten wird „Sormas“ derzeit auch genutzt, das geht aus einer Kleinen Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Ellen Stock, Jürgen Berghahn und Dennis Maelzer hervor.
 
Bis Ende Februar 2021 sollte „Sormas“ in allen Gesundheitsämtern in NRW eingeführt worden sein. Deren Vorteil soll vor allem in der Vernetzung der einzelnen Ämter untereinander bestehen, wodurch etwa Infiziertenzahlen schneller ausgetauscht werden könnten. Zwar sei „Sormas“ inzwischen in allen Kreisen und kreisfreien Städten in NRW – bis auf den Kreis Unna – installiert worden. Doch nur 13 Ämter nutzten diese bereits aktiv, elf weitere befänden sich in einer Testphase und bereiteten die Umstellung vor. „Das sind nicht einmal die Hälfte der Gesundheitsämter in NRW. Von einer einheitlichen, flächendeckenden Lösung, die „Sormas“ bieten sollte, sind wir also noch meilenweit entfernt“, stellen Stock, Berghahn und Maelzer fest.
 
Hauptkritikpunkte der Gesundheitsämter an „Sormas“ sind unter anderem fehlende Schnittstellen zu bewährten Programmen. Denn mit Beginn der Pandemie hatten zahlreiche Kreise und kreisfreie Städte in NRW eigene Software-Lösungen entwickelt, um die Kontaktverfolgung, Infiziertenzahlen und andere Dinge digital erfassen und bearbeiten zu können. Das war auch im Kreis Lippe der Fall. „Bei einem Besuch des Gesundheitsamts Lippe haben die Mitarbeiter_innen immer wieder betont, wie gut ihre Software funktioniere, und dass sie nur sehr ungerne mitten in der Pandemie auf ein neues Programm wie ‚Sormas‘ umsteigen möchten“, berichtet Stock.
 
Zum einen fehle es durch die hohe Arbeitsbelastung derzeit schlichtweg an der Zeit, um mitten in der Pandemie auf „Sormas“ umzusatteln und die dafür notwendigen Schulungen zu absolvieren. Zum anderen wünschten sich die Gesundheitsämter Schnittstellen zwischen „Sormas“ und den derzeit genutzten Programmen, um eine übergreifende Vernetzung zu ermöglichen.
 
Genau diese Schnittstellen sollen nun nach und nach geschaffen werden, geht aus der Kleinen Anfrage hervor. „Das ist natürlich eine gute Nachricht. Dennoch bleibt der Eindruck, dass mit ‚Sormas‘ mal eben ‚auf die Schnelle‘ ein Programm eingeführt werden sollte, ohne die nötigen technischen Voraussetzungen dafür in den Gesundheitsämtern zu schaffen. Vorausschauende Planung sieht anders aus“, erklären Stock, Berghahn und Maelzer.

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