Verschickungskinder: Bund signalisiert Gesprächsbereitschaft
Nach einer Initiative des Landtagsabgeordneten Dennis Maelzer möchte das Bundesfamilienministerium nun erste Schritte zur Aufarbeitung ausloten.
Kreis Lippe. Der SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Dennis Maelzer bemüht sich seit 2020 um die Aufarbeitung des Leids, das „Verschickungskindern“ in eigentlich zur Erholung gedachten Heimen angetan wurde. Während in Nordrhein-Westfalen bereits die Aufarbeitung begonnen hat, warten die Betroffenen auf Initiativen des Bundes bislang vergeblich.
Im Dezember hatte Maelzer Bundesfamilienministerin Paus in einem Schreiben aufgefordert, sich dieses Themas anzunehmen und auf die Betroffenen zuzugehen. „Das Land NRW ist bereits einige wichtige Schritte gegangen, das freut mich sehr. Nun muss aber auch der Bund die Aufarbeitung unterstützen, da bei der Kinderverschickung auch zahlreiche Bundesbehörden beteiligt waren“, so Maelzer. Nun hat er Post bekommen vom Bundesfamilienministerium. Die Antwort lässt ihn hoffen. Man wolle mit den Ländern und Kommunen in den Austausch treten und dazu zunächst eine Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesjugend- und Familienbehörden im März nutzen, heißt es im Brief von Staatssekretärin Ekin Deligöz. „Es wäre gut, wenn Bundesfamilienministerin Paus nun endlich umdenken würde und konkrete Schritte des Bundes für eine lückenlose Aufarbeitung erfolgen würden. Bislang fühlen sich die Betroffenen hingehalten.“
Die Verschickung in sogenannte Kindererholungsheime traf zwischen 1950 und bis in die 1990er Jahre hinein hunderttausende Kinder. Viele von ihnen litten nicht nur unter der wochenlangen Trennung von den Eltern, zu denen sie oft keinen Kontakt halten durften. Erniedrigende Erziehungsmaßnahmen und psychische und physische Misshandlungen waren in den Heimen üblich. Die ehemaligen „Verschickungskinder“ leiden teils bis heute an den Folgen dieser Aufenthalte.
In NRW ist ein Runder Tisch mit allen Beteiligten beschlossen. Wissenschaftliche Forschungsprojekte wurden beauftragt und das Land fördert den Verein Aufarbeitung Kinderverschickungen NRW. Dennis Maelzer betont: „Verantwortung macht nicht an Ländergrenzen halt. Jetzt muss auch vom Bund endlich etwas getan werden. Leider haben die Betroffenenverbände dort lange vergeblich um Hilfe gebeten. Auf ihre Forderungen nach wissenschaftlicher Forschung, nach der Anerkennung ihres Leids und der professionellen Beratung für Betroffene muss das Bundesfamilienministerium nun Antworten liefern.“ Nun hofft er auf eine Zusammenarbeit in einer Bund-Länder Arbeitsgruppe, wie es Maelzer mit weiteren SPD-Landtagsabgeordneten vorgeschlagen hat. „Bisher hat das Bundesfamilienministerium dies abgelehnt. Doch wir sollten alle an einem Strang ziehen, um dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte aufzuarbeiten.“