Für eine verlässliche Basis und mutige Entwicklung in der Kulturpolitik

Kapitel 4.9

Kultur ist keine brotlose Kunst, sondern Nahrung für Geist und Seele. Die Kulturförderung liegt uns am Herzen. Wir werden in den nächsten zwei Regierungszeiten die bisherige Förderung verdoppeln und wollen damit unter anderem dafür sorgen, dass die Kultureinrichtungen an Digitalisierungsprozessen und zukünftigen, weiteren Entwicklungen partizipieren können.

Wir wollen eine grundlegende Stärkung der Soziokultur, der Interkultur, der Inklusion, der Breitenkultur und kultureller Angebote in der Fläche sowie einer daraufhin ausgerichteten Förderstruktur. Hierzu zählen auch die Anerkennung, Förderung und Stärkung der Außendarstellung der vielfältigen und diversen Gesellschaft und ihrer unterschiedlichsten Mitglieder in den Künsten. Unterrepräsentierte Gruppierungen sollen mittels Ausbildung, Programmen, Vermittlung und Quoten gefördert werden.

Um auch LSBTIQ*-Kultur hinreichend zu würdigen, wollen wir ein jährliches Kulturfestival von nationaler Bedeutung in Anlehnung an die Hirschfeld-Tage etablieren.

Wert und Würde

Künstlerinnen und Künstlern geben wir Sicherheit, indem wir sie besser fördern, ihre soziale Absicherung ausbauen, die Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern auch in der Kunst vorantreiben und für faire Honorarvereinbarungen sorgen.

Unser Handeln zielt auf Diversität und Differenziertheit unter Achtung der Gleichwertigkeit aller Menschen ab. Wir werden bei Kulturförderung darauf achten, dass die Gendergerechtigkeit umgesetzt wird. Das im Kulturgesetz verankerte Mindesthonorar werden wir deutlich anheben.

Der demokratische Wertekanon auf der Bühne muss auch das Handeln hinter dem Vorhang bestimmen. Alle Akteurinnen und Akteure im System sind – ohne Wenn und Aber – in ihrer Würde zu schützen. Dazu werden Hilfs- und Beratungsangebote sowie geeignete Kontrollmechanismen etabliert und weiterentwickelt sowie gegebenenfalls die Förderung beendet, wenn ein systemisches Fehlverhalten vorliegt.

Starke Stadt und attraktives Land

Kunst und Kultur ist für alle da, egal ob auf dem Land oder in der Stadt. Im Idealfall ergänzt sich das Kulturangebot von Stadt und Land und bereichert sich wechselseitig. Weder der ländliche Raum noch die Städte dürfen kulturell ausbluten. Daher werden wir die Daseinsvorsorge in den Kommunen weiter konsolidieren und für einen Ausbau und Anschluss der ländlichen Angebote sorgen.

Hierzu gehören zum Beispiel die Unterstützung eines flächendeckenden Angebots von Bibliotheken und Musikschulen sowie der Ausbau von Jugendkunstschulen, aber auch eine stärkere Förderung von Aufführungen der darstellenden Kunst in der Region durch die Landestheater und Freie Gruppen, der Ausbau der Soziokultur sowie eine deutliche finanzielle Aufwertung von Chören, Laienkultur und Volksmusik.

UNESCO-Welterbe

Wir werden die liegengelassene Chance, das Ruhrgebiet mit seinen einzigartigen kreativen und kulturellen Erlebnis- und Industriekulturorten als UNESCO-Welterbe anzuerkennen, aktiv unterstützen und die Beantragung proaktiv befördern.

Gute Orte drinnen und draußen und in der Nähe

Entfalten kann man sich da, wo man sich wohl fühlt. Wir werden ein umfangreiches Programm „Gute Kulturorte 2025“ auflegen, mit dem insbesondere kleinere Bühnen, Kinos, Clubs, Orte der Populär-kultur, Begegnungsstätten und ortsnahe Angebote sowie Erinnerungsstätten auf den heutigen technischen, energetischen und barrierefreien Stand gebracht werden, aber auch digitale und hybride Formen oder Outdoor-Veranstaltungen ermöglicht werden können.

Alle Menschen im Nordrhein-Westfalen der Kulturen

Kunst und Kultur sind geeignet, Menschen Sinn zu vermitteln, ihnen beim Verständnis von Leben und Welt und der Gestaltung derselben zu helfen sowie diese zu verschönern. Kunst und Kultur unterstützen Menschen dabei, sich das Leben in einer spezifischen Umgebung zu erschließen, und sie können ihnen Heimat geben. Kunst und Kultur bieten die Möglichkeit der Verständigung der Einzelnen im Spannungsverhältnis zu anderen und der sie umgebenden Natur. Im günstigsten Fall trägt dies zur Herausbildung einer verantwortlichen Position gegenüber der Gemeinschaft und der Umwelt bei.

Der Anspruch unseres Leitbildes „Kultur für alle“ muss konsequent weitergedacht und umgesetzt werden. Alle Menschen müssen über kulturelle Kompetenzen und Teilhabemöglichkeiten verfügen können. Dies umschließt die Kulturelle Bildung, die „Kultur von- und miteinander“ und den Willen zur Vielfalt sowie eines alle Gruppen ansprechenden Kulturkanons. Kulturelle Bildung bedarf dauerhafter, gut ausgebauter Vernetzungsstrukturen zwischen den Kulturinstitutionen und den allgemeinbildenden Angeboten.